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Staatssekretärin Sigrid Klebba zu Gast bei Betriebsversammlung in Berlin - FRÖBEL-Beschäftigte fordern spürbare Verbesserung der Rahmenbedingungen für pädagogische Arbeit

FRÖBEL-Geschäftsführer Stefan Spieker im Gespräch mit Sigrid Klebba

Rund 250 Beschäftigte aus den FRÖBEL-Einrichtungen in Berlin sowie aus der Verwaltung und den Fachabteilungen waren der Einladung zur Betriebsversammlung in der vergangenen Woche gefolgt. Zunächst wurden interne Themen wie die aktuell laufende Mitarbeiter*innenbefragung und die anstehenden Betriebsratswahlen besprochen.

Stephan Keitel, Vorsitzender des Betriebsrats Berlin, rief besonders die jüngeren Kolleginnen und Kollegen dazu auf, für den künftigen Betriebsratsbereich Nord zu kandidieren und sich aktiv in die Beschäftigtenvertretung des Unternehmens einzubringen. Mit den im Februar 2018 anstehenden Betriebsratswahlen stellt sich der FRÖBEL-Betriebsrat nach der Fusion der Restrukturierung des Unternehmens (vor rund zwei Jahren) ebenfalls neu auf. Es wird drei große Betriebsratsbereiche geben, die alle Bundesländer abdecken. Damit stellt FRÖBEL sicher, dass bei Expansion in weitere Bundesländer immer schon eine Arbeitnehmervertretung existiert. 

Auf Einladung des Betriebsrats informierte FRÖBEL-Geschäftsführer Stefan Spieker die Beschäftigten über die Entwicklungen im Unternehmen in den kommenden Monaten. So wird FRÖBEL durchschnittlich eine neue Einrichtung pro Monat eröffnen, darunter Kooperationskindergärten mit Betrieben. In Berlin befindet FRÖBEL sich im Hinblick auf die Personaldeckung trotz der Eröffnung neuer Häuser in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Um den Bedarf an pädagogischen Fachkräften für FRÖBEL jedoch bundesweit langfristig zu sichern, ergreift das Unternehmen verschiedene Maßnahmen, wie z.B. die Schaffung eines dezentral aufgestellten Teams für Personalgewinnung. 

Mit der Ankunft von Sigrid Klebba, Staatssekretärin für Jugend und Familie, und Norbert Hocke, ehemals im Vorstand der Bildungsgewerkschaft GEW und neu im FRÖBEL-Aufsichtsrat, nahmen die Themen eine landespolitische Richtung. Klebba berichtete über stufenweise Verbesserungen des Personalschlüssels und stellte weitere Verbesserungen des TVL in Richtung des TVöD in Aussicht, von denen die freien Träger allerdings nur indirekt profitieren. Norbert Hocke erinnerte daran, dass der bestehende TVL noch nicht einmal vollständig ausgeschöpft werde, so dass bereits jetzt eine bessere Bezahlung pädagogischer Fachkräfte möglich wäre. Bezüglich der tatsächlichen Fachkraft-Kind-Relation befürchtet er sogar eine Rückentwicklung.

Christine Fischer, Leiterin eines jungen Reggio-orientierten Kindergartens im Prenzlauer Berg, bestätigt diesen Eindruck. Sie nutzte die Chance, ihre Erfahrungen aus der täglichen Praxis an die Senatsvertreterin weiterzugeben. So seien die stufenweisen Verbesserungen beim Betreuungsschlüssel im Alltag nicht spürbar. An manchen Tagen sei es wegen Urlaub, Fortbildung oder Krankheit von Mitarbeiter*innen kaum möglich, den Kindern pädagogische Angebote im Sinne des Einrichtungsprofils zu machen: "Ich kann meinem pädagogisch sehr ambitionierten Team das kaum noch erklären. Der Zauber der Pädagogik geht so schleichend verloren." Frustrierend sei in diesem Zusammenhang die vollständige Abschmelzung der Kostenbeteiligung der Eltern an der Kindertagesbetreuung, die noch kurz vor der letzten Wahl im Berliner Abgeordnetenhaus beschlossen worden war.

Die Diskussion zeigte, dass die größten Hemmnisse für Zufriedenheit der Beschäftigten und gute pädagogische Arbeit weniger beim Träger, sondern vor allem in den gesetzlichen Rahmenbedingungen zu finden sind. Die Hoffnungen richten sich auf spürbare Verbesserungen in Berlin, unterstützt durch das in der vergangenen Legislaturperiode vom Familienministerium auf den Weg gebrachte bundesweite Qualitätsentwicklungsgesetz.